Shared Space in Blankenburg?

Angeschoben durch die Shared-Space-Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung im November 2008 hat in Berlin eine öffentliche Diskussion über Shared Space und Begegnungszonen als vielversprechende Verkehrs- und Städtebaukonzepte eingesetzt. In Pankow ist man schon einen kleinen Schritt weiter, denn durch einen BVV-Beschluss wurde das Bezirksamt bereits konkret beauftragt, nach geeigneten Standorten für ein Pilotprojekt im Bezirk zu suchen.

Die Ortsdurchfahrt Blankenburg würde sich sehr gut für eine klassische Shared-Space-Zone eignen, weil es strukturell den bisherigen, erfolgreichen Europäischen Shared-Space-Projekten, wie z.B. in Bohmte, sehr ähnlich ist, und im Gegensatz den Innenstadtbezirken nicht unter so hohem Parkdruck leidet. Eine Gegenüberstellung beider Standorte gibt es hier...

Um die BürgerInnen darüber zu informieren, was es mit diesem interessanten Konzept auf sich hat, gab es am 24.1.2009 in Blankenburg eine hochrangig besetzte öffentliche Informationsveranstaltung, die mit 120 Besuchern auf erstaunlich großes Interesse stieß. Damit sollte die Grundlage für die weitere Diskussion im Dorf gelegt, und der Verwaltung gezeigt werden, dass in auch in der Bürgerschaft Interesse an einem solchen Konzept besteht. Neben großer Zustimmung gab es im Publikum natürlich auch deutliche Skepsis, was angesichts eines so radikalen Konzepts allerdings auch nicht verwundert.

Der zuständige Stadtrat, Jens-Holger Kirchner, hat der BVV im Februar einen Zwischenbericht gegeben, in dem er auf das Interesse des Bezirksamts am Thema und die aktive Beteiligung an den bisherigen Debatten hinwies, insbesondere über die Kriterien zur Einführung, die Verkehrssicherheit für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, sowie die Aspekte des ruhenden Verkehrs und des ÖPNVs. Nach seiner Aussage zeigt alleine schon die Teilnahme von Vertretern der Polizei, BVG, Behindertenvertretern, der Denkmalschutzbehörde und Planungsabteilungen an der Shared-Space-Veranstaltung, dass auch von diesen Seiten ein deutliches Interesse am Thema besteht. Das Bezirksamt hat außerdem der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über die Aktivitäten in Pankow berichtet und um eine Stellungnahme mit rechtlicher Würdigung gebeten. Die Antwort fiel, wie von der Senatsverwaltung nicht anders zu erwarten, negativ aus.

Mitte Mai gab es eine Exkursion nach Bohmte und Holland, um sich die dortigen Pilotprojekte anzusehen und mit den Verantwortlichen zu sprechen. Hier ist ein Bericht über diese interessante Fahrt.

Am 30.6.2009 hat eine Studiengruppe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin ihr umfangreiches Mobilitätskonzept für Pankow vorgestellt, in der auch Shared Space als ein innovatives Zukunftskonzept für einen attraktiveren und verkehrssicheren Stadtraum erwähnt wird.

Um der Verwaltung etwas mehr Druck zu machen, und zu zeigen, dass es auch Bürger gibt, die ein Umdenken in der Verkehrspolitik wünschen, begann die Shared-Space-Initiative Blankenburg im Sommer 2009 mit der Sammlung von Unterschriften. Die Initiative war auf dem Kreativfest, der 100-Jahr-Feier der Anlage Blankenburg und dem Dorffest der Feuerwehr mit einem eigenen Stand vertreten und hat ihre Ideen auch im Runden Tisch Blankenburg vorgestellt.

Am 17.9.2009 stand das Thema "Shared Space" auf der Tagesordnung der AG Verkehrssicherheit, zu der auch die Blankenburger Initiative eingeladen war. Dort wurden die folgenden Pilotstandorte erarbeitet:

  • Blankenburg, im Bereich der Ortsdurchfahrt Anger bis Pflasterweg
  • Prenzlauer Berg, Kastanienallee, punktuell vor dem Prater
  • Buch
  • Greifenhagener Str. bis Buchholzer Str.
  • Kollwitzplatz

Darauf aufbauend möchte das Bezirksamt Pankow diese Standorte noch vor Jahresende bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als mögliche Begegnungszonen anmelden.

Wie geht es jetzt weiter?

Sofern die BVV sich nicht noch quer stellt, ist jetzt erst einmal abzuwarten, wie die Senatsverwaltung zu den Pankower Vorschlägen reagiert. Begegnungszonen sind zwar auch eine Spielart von Shared Space, aber doch etwas anderes als klassische Shared-Space-Zonen. Allerdings wäre noch vor zwei Jahren undenkbar gewesen, dass Frau Junge-Reyer die Bezirke aktiv zur Nennung von geeigneten Orten für Begegnungszonen aufruft. Insofern hat endlich ein Prozess des Umdenkens begonnen, der mit Sicherheit noch nicht abgeschlossen ist.

In diesem Prozess ist es aber weiterhin wichtig, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger ein solches Projekt auch namentlich unterstützen, denn ohne den Druck von unten wird sich bei diesem Thema niemand in der Berliner Verwaltung die Finger verbrennen wollen. Dass Blankenburg von allen bisher genannten Berliner Standorten schon jetzt die breiteste und aktivste bürgerschaftliche Unterstützung hat, ist zwar schon mal eine gute Ausgangssituation, sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, wie lange es noch dauern kann, bis tatsächlich ein konkretes Projekt realisiert wird.

Mehr...